Die künftige EU-Pflegepolitik vor großen sozialen Herausforderungen (cepInput)

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Europas Bevölkerung altert dramatisch. Die Pflegesysteme stehen vor immer größeren gesellschafts- und finanzpolitischen Herausforderungen mit massiven Personalengpässen. Die Kommission will daher am 7. September eine neue Pflegestrategie verkünden. Das Centrum für Europäische Politik (cep) hält eine Reform für dringend geboten. Die Denkfabrik pocht auf stärkere Hilfe für pflegende Freunde und Verwandte.

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„Pflege ist im Grundsatz Sache der Mitgliedstaaten. Die Kommission muss die Kompetenzen der Mitgliedstaaten beachten und trotzdem Maßnahmen vorschlagen, um die Pflegesysteme substanziell zu stärken“, betont Patrick Stockebrandt. Der cep-Gesundheitsexperte hat sich gemeinsam mit Marco Mazzone vor der Reform besonders mit der sogenannten informellen Pflege durch Verwandte, Freunde oder Nachbarn befasst und Vorschläge für eine neue EU-Pflegepolitik entwickelt.

„Informelle Pflegepersonen sind das Rückgrat der Pflegesysteme. Fast jeder von uns wird irgendwann ihm nahestehende Menschen pflegen müssen. Diese Helfer müssen viel stärker als bislang unterstützt werden“, fordert Mazzone. Zudem müssten mögliche Zielkonflikte gelöst werden. Es gehe besonders um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die Gleichstellung der Geschlechter. Die Mehrheit der informellen Pflegepersonen sei zurzeit immer noch weiblich. „Daher muss die EU flexiblere Erwerbsmodelle fördern und auch Anreize für Männer stärken“, betonen die beiden cep-Experten.

Laut Mazzone ist es notwendig, eine einheitliche Definition informeller Pflege festzulegen. Die gebe es bislang noch nicht. „Die EU sollte die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten im Bereich der Pflege fördern. Dies kann vor allem durch den Austausch bewährter Praktiken durch zentrale Informationsportale, den organisierten Fachaustausch oder auch die Finanzierung von Studien geschehen“, erklärt der cep-Experte.